Pressespiegel

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Fernfahrermagazin Trucker 05/2002

Groß einladen und jederzeit fahren

Schlau, schlau: Wochenend-Fahrverbot gilt für Lkw mit Anhänger, nicht aber für Sattelzüge bis 7,5 Tonnen. Der Miniliner-Auflieger bietet einen Riesen-Laderaum, zum Beispiel am Sprinter.

Mit einem solchen Sattelzug können Sie richtig Aufsehen erregen: Fahren Sie mal an einem schönen Sonntag Nachmittag mit dem 3,50 Meter hohen Auflieger über die Autobahn. Und sehen Sie sich die Gesichter an von den Wochenendlern, die an Ihnen vorbei ziehen. Die meisten schauen grimmig drein, einige gucken irritiert und ein paar Wenige gestikulieren zu Ihnen herüber. Weil sie glauben, dass Sie nicht fahren dürften. Nicht jeder mag Sonntag auch noch arbeiten, aber mit diesem Gespann dürfen Sie es. Zwar darf kein Lkw, und sei er noch so klein, mit Anhänger fahren und bekanntlich ist auch über 7,5 Tonnen Schluss, aber ein „Sattelzug“ bis zu diesem Gesamtzuggewicht darf. Eine Art Gesetzeslücke, die bis jetzt nicht oft genutzt wurde (schließlich muß auch mal Pause sein). Aber die Fahrzeugbau Firma Beck in Lieberose hat vor genau zehn Jahren die ersten Kleinsattelzüge gebaut und sie findet auch heute für ihre „Miniliner“ dankbare Kunden. Abnehmer sind oft Betriebe, die große Bauteile zur Montage transportieren. Zum Beispiel Lüftungskanäle, Maschinen oder Ladeneinrichtungen.
Am häufigsten wird der Mercedes Sprinter zur Sattelzugmaschine umgebaut, aber auch der entsprechende VW LT oder der Iveco Daily. Das Fahrgestell mit Einzel- oder Doppelkabine aus der Serie wird für die ungewöhnliche Aufgabe leicht umgerüstet: der Rahmenüberhang hinten wird gekürzt, ein Hilfsrahmen mit der Sattelkupplung aufgesetzt, eine Druckluftversorgung mit Anschlüssen für die Aufliegerbremsen eingebaut und alles verkleidet und abgedeckt.

Ladekünstler.
Rampe ist nicht nötig: Bei abgesenkter Hinterachse kann der Stapler direkt über die Heckklappe in den Laderaum fahren
 
 
 
 
 
 
 
 


Anschlüsse. Druckluft für die Bremsen des Aufliegers, ....


Hydraulik. ... das Extra-Kabel ist nur zum Absenken nötig
 
 
 
 
 
 
 


Klappe auf. Beim Öffnen wird die Heckklappe durch Zugfedern gehalten. Sie liegt dann flach - zum Beladen genügt ein starker Mann


Sprintshift. Wenig Arbeit, viel Leistung: einfach aufs Gas treten


 
 
 
 
 
 
 

Der Auflieger bremst ohne ABS.
Aufwendig bei Zügen dieser Größe: Die Bremsanlage des Aufliegers muß mit der Zugmaschine verbunden werden, weil bei der Größe eine Auflaufvorrichtung nicht zulässig ist. Beck baut deshalb in den Miniliner einen Druckluftkompressor ein, der über ein Steuerventil die Trommelbremsen im Auflieger bedient. Die werden nicht von ABS kontrolliert wie die Scheibenbremsen des Sprinter. Also Vorsicht: Im Notfall nicht einfach „voll in die Eisen steigen“!

Straßenkreuzer. Bei 2,55 Meter Breite braucht der Miniliner seinen Platz auf der Straße
 

Im Normalfall werden vom Fahrer keine großen Künste verlangt. Der Sprinter 316 CDI hat großzügige 156 PS unter der Haube, die den Sattelzug in jeder Lebenslage locker beschleunigen. Im Test war er mit gut einer Tonne Zuladung belastet, also dem Drittel der möglichen Nutzlast. Mit zwei Tonnen läßt er sich etwas mehr Zeit, ohne lahm zu werden. Im Auge behalten muss man natürlich die Tempolimits für Gespanne. Es gelten die selben wie bei den Großen: 80 km/h auf der Autobahn und nur 60 km/h auf Landstraßen, aber ohne Begrenzer und mit den üblichen Toleranzen.
Wunderbar passt zum Gespann mit dem 316 das Sechsgang-Getriebe mit Sprintshift-Schaltung als Extra. Es gibt kein Kupplungspedal zu treten. Trotzdem kann man wahlweise voll automatisch fahren oder durch Tipp am Hebel Schaltkommandos geben. Die Elektronik regelt den Rest, butterweich und flink werden Kupplung und Gas an der Einspritzpumpe geregelt. Etwas viel Drehzahl wollte die Automatik haben, die der kernige Common-Rail-Motor gar nicht nötig hat. Hat man den Rechner einmal per Hebel eines Besseren belehrt, stellt er sich um und erwartet weitere Schaltbefehle. Auch ungeübte Trucker kommen auf diese Art schnell mit dem Gespann zurecht. Nicht vergessen am Lenkrad des schmalen Sprinters: Der Trailer braucht 2,55 Meter Breite mit den Rädern, auch wenn der Aufbau nur 2,30 Meter misst.   AI
 
 

TECHNISCHE DATEN

Motor: Fünfzylinder-Turbodiesel, Direkteinspritzung, Common Rail, vier Ventile pro Zylinder; Hubraum: 2685 cm³; Leistung: 156 PS (115 KW) bei 3800/min; max. Drehmoment 330 Nm bei 1400 bis 2000/min
Kraftübertragung: Hinterradantrieb, Achsenübersetzung 4,857, ASR; Sprintshift (Extra): elektronisch automatisch/manuell schaltbares 6-Gang-Getriebe, kein Kupplungspedal,
Zugmaschine, Extras: Rückspiegel verbreitert, Auspuff seitlich, Reserveradhalter hinten, Rahmenüberhang gekürzt, Befestigung für Wechselpritsche, Sattelkupplung, Kotflügel, Rahmenverkleidung Alublech, Elektro- und Druckluftanschlüsse. Zulassung als „Lkw mit Wechselaufbau offener Kasten, wahlweise Sattelzugmaschine“.
Auflieger: Stahlchassis, geschweißt, mit Pritsche-Plane-Spriegel-Aufbau, hydraulisch absenkbare Drehschubfeder-Tandemachse Knott GTBA-S, Reifen 215 R 14; Laderaum LxBxH: Tiefbett 6500 x 2300 x 2750 mm, Hochbett 2120 x 2300 x 2380 mm, Ladehöhe in Fahrstellung 620/abgesenkt 331 mm, Alu-Heckrampe, Tragfähigkeit 2 t. Hersteller: Fahrzeugbau Beck, Tel. 033671 31240, http://Fahrzeugbau-Beck.bei.t-online.de
Bremsen: Zugmaschine: Scheibenbremsen, ABS. Für Auflieger: elektrisch betriebener Luftpresser für 6,5 bis 8,5 bar mit 5-Liter-Speicher, Wabco-Steuerventil, Frostschutzpumpe.
Auflieger: Druckluftbetriebene Trommelbremsen 300x60 mm, ALB Feststellbremse
Maße & Gewichte: Zugmaschine/Auflieger: Leergewicht: 1920 kg/2400 kg zul.GG.: 3500 kg/5500 kg, als Sattel-Kfz max. 7500 kg; Nutzlast: 990 kg/3100 kg. LxBxH: 5080x2000x2000 mm/8950x2550x3500 mm
Testurteil: +   flotter Abzug, leicht und bequem zu fahren,  ohne Rampe zu beladen, Führerschein BE (3 alt), kein Fahrverbot
-   eingeschränkt wendig, flacher Böschungswinkel hinten, Auflieger braucht breite Fahrbahn, Volumen kostet Sprit