Pressespiegel |
Eine Frage drängt sich auf: Warum fährt hier kein Solo-Lkw,
kein gewöhnlicher 7,5 Tonner? Stattdessen ein Sattelzug mit ungewöhnlichen
Proportionen: Ein Mercedes Sprinter 316 als Zugmaschine mit kurzem Fahrerhaus
schleppt einen beachtlich großen Sattelauflieger. Das ergibt ein
Gespann mit zwölf Meter Länge und 3,50 Meter Höhe. Warum
sieht man solche Kombinationen so selten?
Es gibt überzeugende Stärken dieser Lösung, die von
außen erkennbar sind: großes Ladevolumen und eine tief liegende
Ladefläche. Einleuchtend, dass der Aufliegerrahmen mit Aufbauten aller
Art versehen werden kann, weil er in Mini-Stückzahlen gefertigt wird:
Pritsche mit Plane, mit Aluminium- oder Isolierkoffer, als Auto- oder Pferdetransporter,
Verkaufswagen, für Messen oder Ausstellungen. Weil das Gespann für
7,5 Tonnen Gesamtgewicht ausgelegt ist, genügt der EU-Führerschein
BE oder der „alte Dreier“. Eine Spezialität: Während ein Lkw,
und sei er noch so klein, sonntags nicht mit Anhänger fahren darf,
greift für den 7,5-Tonnen-Sattelzug das Sonn- und Feiertagsfahrverbot
in Deutschland nicht. In diesem Punkt zieht der Sattelzug beim gleich schweren
Solofahrzeug mit. Genauso bleibt er in Österreich von der Ökopunkteregelung
verschont. Der Mini-Sattelzug kann außerdem ein richtiges Einsteigermodel
abgeben: Hiermit darf ein Fahrer bereits mit 18 Jahren gewerblichen Gütertransport
betreiben.
Seit zehn Jahren
bereits baut die Firma Beck in Lieberose Kleinsattelzüge in allen
Formen, die sie Miniliner nennt. Dabei haben die Spezialisten alle Nischen
und Tricks ausfindig gemacht und nutzen sie auch aus. So bekommt der Motorwagen
außer der Sattelkupplung vier Verriegelungen oben am Rahmen zur Befestigung
eines Aufbaus. Damit ist er als „Lkw mit Wechselaufbau offener Kasten“
eingerichtet und wird als „wahlweise Sattelzugmaschine“ zugelassen. Es
gibt Versicherungen, die für diesen Fall weniger Prämie verlangen
als für die Zugmaschine. Die Nutzlast für den Lkw ist deshalb
mit 990 kg eingetragen. Zudem kann auch noch eine Kugelkopfkupplung für
bis zu 2800 kg Anhängelast angebaut werden. So kann der Sprinter fast
alles schleppen, was Räder hat, bei günstigen Fixkosten.
Der starke Antrieb tut sich dabei nicht schwer. Im Testwagen war der
2,7-Liter-Motor mit dem Sechsganggetriebe kombiniert, das elektronisch
von „Sprintshift“ geschaltet wird. Ganz nach Bedarf kann der Fahrer hier
die Automatik für sich arbeiten lassen oder am Kommandohebel seine
Schaltwünsche vorgeben. Elektromotoren besorgen – vom Rechner gesteuert
– alles Weitere. Ein Kupplungspedal gibt es nicht, und der rechte Fuß
darf gern auf dem Gas stehen bleiben – der Rechner regelt. Mit einer Tonne
Nutzlast beladen wollte er jedoch unnötig viel Drehzahl bemühen,
was in den Spritverbrauch eingeht. Da ist der Eingriff am Hebel angebracht.
Über Fahrkomfort kann man nicht klagen; Federung und Dämpfung
des Sprinters 316 passen zu seiner Funktion als Sattelzugmaschine. Er lenkt
sich trotz des voluminösen Aufliegers sogar bei starkem Wind präzise.
Beim Blick in die verlängerten Rückspiegel sieht man ihn sauber
laufen. Der Aufbau selbst ist mit 2,30 Meter nur mäßig breit,
während die Räder auf 2,55 Meter hervorstehen. Vorsicht also
auf schmalen Landstraßen, wo anfangs oft Kontrolle im Spiegel nötig
ist.
Zugmaschine: | Mercedes Sprinter 316 Einzelkabine, Radstand 3000 mm. Änderungen: Rückspiegel verbreitert, Auspuff seitlich, Reserveradhalter hinten, Rahmenüberhang gekürzt, Befestigung für Wechselpritsche, Sattelkupplung, Kotflügel, Rahmenverkleidung Alublech, Elektro- und Druckluftanschlüsse. Zulassung als „Lkw mit Wechselaufbau offener Kasten, wahlweise Sattelzugmaschine“. |
Motor: | Fünfzylinder-Turbodiesel mit Common Rail-Direkteinspritzung, vier Ventile pro Zylinder; Hubraum: 2685 cm³; Leistung: 115 kW (156 PS) bei 3800/min; max. Drehmoment 330 Nm bei 1400 bis 2000/min |
Kraftübertragung: | Hinterradantrieb, Achsenübersetzung 4,857, ASR; Sprintshift (Extra): elektronisch automatisch/manuell schaltbares 6-Gang-Getriebe ohne Kupplungspedal, Ganganzeige |
Auflieger: | Fahrzeugbau Beck Miniliner MSTP . Stahlchassis, geschweißt, mit Pritsche-Plane-Spriegel-Aufbau, hydraulisch absenkbare Drehschubfeder-Tandemachse Knott GTBA-S, Reifen 215 R 14; Laderaum LxBxH: Tiefbett 6500 x 2300 x 2750 mm, Hochbett 2120 x 2300 x 2380 mm, Ladehöhe in Fahrstellung 620/abgesenkt 331 mm, Alu-Heckrampe Federkraft-unterstützt, Tragfähigkeit 2 t |
Bremsen: | Zugmaschine: Scheibenbremsen (vorne innenbelüftet), ABS. Für
Aufliegerbremsen: elektrisch betriebener Luftpresser für 6,5 bis 8,5
bar mit 5-Liter-Speicher, Wabco-Steuerventil, Frostschutzpumpe.
Auflieger: Druckluft-betriebene Spreizhebel-Trommelbremsen 300x60 mm, Betriebsdruck 7,5 bar, ALB Feststellbremse |
Maße & Gewicht: | Zugmaschine/Auflieger: Leergewicht: 1920 kg/2400 kg zul.GG.: 3500 kg/5500 kg, als Sattel-Kfz max. 7500 kg; Nutzlast: 990 kg/3100 kg. LxBxH: 5080x2000x2000 mm/8950x2550x3500 mm |
Verbrauch: | Testverbrauch im Gespann mit 1100 kg Nutzlast: 16,9 l/100 km bei 68,8 km/h (Autobahn/Landstraße gemischt) |
Hersteller & Infos: | Daimler Chrysler www.mercedes-benz.com und
Fahrzeugbau Beck, Tel. 0 33 671-31 240, http://Fahrzeugbau-Beck.bei.t-online.de |
Vor- und Nachteile: | + leicht zu fahren, stabile Fahreigenschaften, komfortabel,
auch ohne Hilfsmittel gut zu beladen, Heckklappe trägt zwei Tonnen,
3100 kg Nutzlast
- langer Hecküberhang mit sehr flachem Böschungswinkel, Auflieger braucht 2,55 Meter Fahrbahnbreite, Wendigkeit eingeschränkt |